Am 17.10.2024 fand die Fachkonferenz des Österreichischen Behindertenrates "Gesundheit ohne Barrieren. Inklusive, chancengleiche Versorgung für alle." statt. Das Rahmenprogramm beinhaltete eine Kunstausstellung, die sich dem selben Thema widmete. Vier meiner Werke waren ausgestellt.
Acrylfarbe, Mixed-Media-Elemente mit Markern & handgefaltetem Origami-Schiff, 30x40 cm
Dieses Bild symbolisiert die Sehnsucht nach reizarmen Pausen. Nach Orten ohne
Verkehrslärm, ohne Parfums, ohne grellem Licht. Ohne Allergene. Ohne bleierne
Schwerkraft. Und ohne Kampf um Zugang & Teilhabe.
Acrylfarbe & Collage-Element, 30x40 cm (Druck 20x25 cm)
Empowerment ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Gesundheit. Vor allem
wenn man zuvor (ausschließlich) durch Erfahrungen geprägt ist, die man dem
"medizinischen Modell von Behinderungen" zuordnen kann. Dieses sieht in
Behinderungen individuelle "Makel", die "überwunden" werden müssen. Der Zugang
ist sehr defizitorientiert und mit vielen Vorurteilen und Stereotypisierungen
verbunden. Das Umfeld ist dabei geprägt von fehlenden Teilhabemöglichkeiten – was
gravierende Auswirkungen auf die physische und mentale Gesundheit haben kann.
Durch mehr Wissen über Rechte und ein aktuelles Verständnis von Behinderungen,
kann sich die Sichtweise auf die eigenen Person positiv verändern. Es kann aber auch
dabei helfen, die Teilhabemöglichkeiten für sich selbst zu erhöhen. Denn leider wird
Zugänglichkeit und Barrierefreiheit vielerorts noch als eine Art "Holschuld" behandelt.
Also dass Menschen mit Behinderungen sich selbst dafür einsetzen müssen, dass
Prozesse, Gebäude, Produkte, etc. barrierefreier werden.
Hand in Hand geht Empowerment mit Selbstbestimmung. Gerade im
Gesundheitssystem ist es umso wichtiger, Menschen mit Behinderungen
selbstbestimmt informierte Entscheidungen treffen zu lassen.
Acrylfarbe, Pastellkreide & Collage-Element, 30x40 cm (Druck 20x25 cm)
Der Titel entstand in Anlehnung an Annie Segarra (Annie Elainey), die ebenfalls mit
dem Ehlers-Danlos-Syndrom lebt und das Motto „the future is accessible“ kreiert hat.
Barrierefreiheit ist Grundlage für vollumfängliche und selbstbestimmte Teilhabe, die die
Gesundheit stark beeinflussen kann (finanzielle Absicherung, Einsamkeit, Exklusions- und
Gewalterfahrungen, etc.). Direkt beeinflusst Barrierefreiheit die Gesundheit besonders dann,
wenn es zu Barrieren bei der medizinischen Versorgung kommt. „Die Zukunft ist barrierefrei“
stellt die positiven Veränderungen der letzten Jahre ins Zentrum und ruft nach einer raschest
möglichen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
Acrylfarbe & Pastellkreide, 30x40 cm (Druck 22,9x30,5 cm)
„Millions Missing“ steht für all die Menschen, die mit ME/CFS leben und in der
Gesellschaft nicht sichtbar sind. Greifbar dargestellt wird dies in Protestaktionen, wie
sie beispielsweise die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS umgesetzt hat. Dafür
wurden Feldbetten und Schuhe mit Botschaften versehen, um auf die Vielzahl der
Personen mit dieser Erkrankung hinzuweisen.
Auch im Gesundheitssystem geht man leicht "verloren" weil man aufgrund von
Barrieren und Hürden nicht teilhaben kann. Man muss für medizinische Versorgung
Zustandsverschlechterungen in Kauf nehmen oder ist schlichtweg zu krank dafür. Dazu
trägt die mangelnde Zugänglichkeit des Gesundheitssystems bei, welches
hauptsächlich auf Präsenz vor Ort ausgerichtet ist. Barrierefreiheit für
Rollstuhlnutzer*innen bzw. Personen mit Mobilitätseinschränkungen ist nicht immer
gegeben. Wenn man nicht lange Stehen kann, fehlen teilweise Sitzmöglichkeiten, vor
allem für Personen, die jung und gesund aussehen – bis man deutliche Symptome
zeigt, aber dann ist der Schaden schon angerichtet. Es kommen noch weitere Themen
hinzu: etwa An- und Abreise; weite Wege innerhalb von Gebäuden; lange Wartezeiten
verbunden mit fehlenden Liegemöglichkeiten, auf die viele schwerer Betroffene
angewiesen wären; zu heiße oder zu kühle Temperaturen; Reizüberflutung durch
Lärm, Gerüche, Neonlicht, Berührungen, usw.
Man geht aber auch "verloren", wenn man von einer Fachdisziplin zur nächsten
weitergeschickt wird. Wenn man auf Verharmlosung der Symtome, Unglauben über
die Symptomvielfalt und Unwissenheit über die Erkrankung stößt. Besonders dann,
wenn die Unwissenheit zu Therapieansätzen führt, die den Gesundheitszustand
verschlechtern. Und jedes Mal wenn so etwas geschieht, geht auch ein Teil von einem
selbst verloren.
Es gibt Ausnahmen. Jene Anlaufstellen, die auf größtmögliche Zugänglichkeit achten.
Wo Fachwissen und Menschlichkeit zusammentreffen. Aber sie sind rar und über
ihren Kapazitätsgrenzen.
In aller Kürze zusammengefasst: Menschen mit ME/CFS brauchen nicht nur eine
medizinische Versorgungssicherheit, sondern zusätzlich (physische & psychosoziale)
Sicherheit in der medizinischen Versorgung.
Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der
Website des Österreichischen Behindertenrates.
Das Black Ferk Studio veranstaltete eine Benefiz-Versteigerung rund um den 08. August 2024 (Severe ME Day). In Summe wurden 3616,49€ gesammelt. Auch zwei meiner Bilder durften sich über ein neues Zuhause freuen. Vielen Dank für die großartige Aktion! Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website des Künstler:innenkollektivs.