Tisch im Eingangsbereich des 'Catamarans' mit
 4 gerahmten Bildern von mir, im Hintergrund das rote ÖGB Logo als 3D-Objekt


Ausstellung bei der Fachkonferenz des Österreichischen Behindertenrates (ÖBR)

Am 17.10.2024 fand die Fachkonferenz des Österreichischen Behindertenrates "Gesundheit ohne Barrieren. Inklusive, chancengleiche Versorgung für alle." statt. Das Rahmenprogramm beinhaltete eine Kunstausstellung, die sich dem selben Thema widmete. Vier meiner Werke waren ausgestellt.

Ein einfaches Schiff gefaltet
     aus naturfarbenem (hellbraunem) Kraftpapier. Es hat ein größeres und ein kleineres Segel und 
     hängt an relativ dünnen schwarzen Seilen an einem Heißluftballon. Der Ballon ist ein kreisrunder 
     Druck mit Acrylfarben und vereint verschiedene Farbtöne (blau, grau, beige und rot). Die Farben
     sind zwar teilweise kontrastreicher, insgesamt entsteht aber ein entsättigter und ruhiger Eindruck. 
     In der oberen Hälfte ist mit schwarzen Markern ein Netz aus Seilen gezeichnet, welches sich über 
     den gesamten Ballon spannt. Daran sind die Seile, die das Schiff tragen, befestigt. Ganz oben in 
     der Mitte weht eine kleine Fahne aus Kraftpapier mit goldenen Punkten darauf. Der Hintergrund ist 
     weiß.

Auf der Suche nach den Inseln der Stille

Acrylfarbe, Mixed-Media-Elemente mit Markern & handgefaltetem Origami-Schiff, 30x40 cm

Dieses Bild symbolisiert die Sehnsucht nach reizarmen Pausen. Nach Orten ohne Verkehrslärm, ohne Parfums, ohne grellem Licht. Ohne Allergene. Ohne bleierne Schwerkraft. Und ohne Kampf um Zugang & Teilhabe.

Der Druck ist in den Farben blau, orange, schwarz und weiß gehalten. Der Großteil des Bildes ist übersäht mit dünkleren blauen Streifen auf einem leicht blauen Hintergrund. Diese sind mithilfe von breiten Verpackungsschnüren entstanden. Im Druckverfahren hinterlassen sie Abbilder mit
    der gleichen Textur. Diese sind sowohl von oben nach unten, von rechts nach links und diagonal nach oben bzw. unten angeordnet. Man bekommt ein bisschen das
    Gefühl von „eingeschnürt sein“, „etwas nicht durchdringen können“ und „gefangen sein“. Durch die Anordnung der Streifen entsteht in der oberen Bildhälfte aber auch
    ein Bereich, der freier ist und wo der helle Hintergrund besser zu sehen ist. Hier ist ein oranges Viereck aufgedruckt, das einen starken Kontrast zum blau bildet. Auf dieses
    Viereck ist ein weiteres geklebt. Es ist aus weißem Papier und etwas kleiner. Dadurch bildet sich ein oranger Rahmen um das weiße Viereck. Auf diesem steht in einer
    schwarzen Schrift, wie sie für Schreibmaschinen üblich ist, „empowerment.“ Beide Vierecke sind ein bisschen schief, ein bisschen uneben, die Ecken nicht typisch
    „kantig“. Das soll darauf hindeuten, dass Empowerment kein ganz „geradliniger“ Prozess ist.

Empowerment

Acrylfarbe & Collage-Element, 30x40 cm (Druck 20x25 cm)

Empowerment ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Gesundheit. Vor allem wenn man zuvor (ausschließlich) durch Erfahrungen geprägt ist, die man dem "medizinischen Modell von Behinderungen" zuordnen kann. Dieses sieht in Behinderungen individuelle "Makel", die "überwunden" werden müssen. Der Zugang ist sehr defizitorientiert und mit vielen Vorurteilen und Stereotypisierungen verbunden. Das Umfeld ist dabei geprägt von fehlenden Teilhabemöglichkeiten – was gravierende Auswirkungen auf die physische und mentale Gesundheit haben kann.

Durch mehr Wissen über Rechte und ein aktuelles Verständnis von Behinderungen, kann sich die Sichtweise auf die eigenen Person positiv verändern. Es kann aber auch dabei helfen, die Teilhabemöglichkeiten für sich selbst zu erhöhen. Denn leider wird Zugänglichkeit und Barrierefreiheit vielerorts noch als eine Art "Holschuld" behandelt. Also dass Menschen mit Behinderungen sich selbst dafür einsetzen müssen, dass Prozesse, Gebäude, Produkte, etc. barrierefreier werden.

Hand in Hand geht Empowerment mit Selbstbestimmung. Gerade im Gesundheitssystem ist es umso wichtiger, Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt informierte Entscheidungen treffen zu lassen.

Ein hoffnungsvolles 
    Bild in farbenfrohen, aber sanften Tönen (blau, orange, magenta, türkis, gelb, violett). Die obere 
    Hälfte hat vor allem zwei Elemente: einerseits ist in einem dünkleren blau 'Die Zukunft ist 
    barrierefrei.' gedruckt. Die Stärke der Schrift und der Kontrast variieren. Es ist schwerer zu lesen
    und verbindet sich stärker mit dem Hintergrund. Im Gegensatz dazu ist ein schwarzer Papierstreifen 
    mit dem gleichen Satz in weißer Schrift angebracht. Dieser hat einen hohen Kontrast und ist sehr klar. Die Schrift ist bei beiden die einer alten
    Schreibmaschine (Serifen, etwas gedrungener und mit größerem Abstand zwischen
    den Zeichen). In der unteren Hälfte des Bildes wiederholt sich dieser Streifen
    mehrfach. Hier ist er allerdings in blau gedruckt und nicht zu entziffern.

Die Zukunft ist barrierefrei

Acrylfarbe, Pastellkreide & Collage-Element, 30x40 cm (Druck 20x25 cm)

Der Titel entstand in Anlehnung an Annie Segarra (Annie Elainey), die ebenfalls mit dem Ehlers-Danlos-Syndrom lebt und das Motto „the future is accessible“ kreiert hat. Barrierefreiheit ist Grundlage für vollumfängliche und selbstbestimmte Teilhabe, die die Gesundheit stark beeinflussen kann (finanzielle Absicherung, Einsamkeit, Exklusions- und Gewalterfahrungen, etc.). Direkt beeinflusst Barrierefreiheit die Gesundheit besonders dann, wenn es zu Barrieren bei der medizinischen Versorgung kommt. „Die Zukunft ist barrierefrei“ stellt die positiven Veränderungen der letzten Jahre ins Zentrum und ruft nach einer raschest möglichen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.

In der Mitte des Bildes
     steht groß in schwarz 'Millions Missing'. Um die in der Gesellschaft 'fehlenden' Menschen 
     darzustellen, ist der Text umgeben von einem ebenfalls schwarzem, universellem Symbol, das sich 
     regelmäßig wiederholt. Das Symbol besteht aus 4 vertikalen Strichen und einem diagonalen Strich, 
     der über die vier verläuft. Dies ist eine andere Art, die Zahl 5 darzustellen. In Summe sind also 
     hunderte Menschen auf dem Bild mit diesen Strichen repräsentiert. Die Farben sind pastellig hell, 
     hauptsächlich lila, mit blau, orange und gelben Untertönen. Es wirkt harmonisch und eher positiv. 
     Aber es hat Elemente, die diesen Eindruck abmildern. Gerade zum Rand hin gibt es schwarze 
     'Störelemente' und von oben nach unten verläuft eine dickere Linie, wo Text und Symbole ein 
     bisschen verschwimmen.

Millions Missing

Acrylfarbe & Pastellkreide, 30x40 cm (Druck 22,9x30,5 cm)

„Millions Missing“ steht für all die Menschen, die mit ME/CFS leben und in der Gesellschaft nicht sichtbar sind. Greifbar dargestellt wird dies in Protestaktionen, wie sie beispielsweise die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS umgesetzt hat. Dafür wurden Feldbetten und Schuhe mit Botschaften versehen, um auf die Vielzahl der Personen mit dieser Erkrankung hinzuweisen.

Auch im Gesundheitssystem geht man leicht "verloren" weil man aufgrund von Barrieren und Hürden nicht teilhaben kann. Man muss für medizinische Versorgung Zustandsverschlechterungen in Kauf nehmen oder ist schlichtweg zu krank dafür. Dazu trägt die mangelnde Zugänglichkeit des Gesundheitssystems bei, welches hauptsächlich auf Präsenz vor Ort ausgerichtet ist. Barrierefreiheit für Rollstuhlnutzer*innen bzw. Personen mit Mobilitätseinschränkungen ist nicht immer gegeben. Wenn man nicht lange Stehen kann, fehlen teilweise Sitzmöglichkeiten, vor allem für Personen, die jung und gesund aussehen – bis man deutliche Symptome zeigt, aber dann ist der Schaden schon angerichtet. Es kommen noch weitere Themen hinzu: etwa An- und Abreise; weite Wege innerhalb von Gebäuden; lange Wartezeiten verbunden mit fehlenden Liegemöglichkeiten, auf die viele schwerer Betroffene angewiesen wären; zu heiße oder zu kühle Temperaturen; Reizüberflutung durch Lärm, Gerüche, Neonlicht, Berührungen, usw.

Man geht aber auch "verloren", wenn man von einer Fachdisziplin zur nächsten weitergeschickt wird. Wenn man auf Verharmlosung der Symtome, Unglauben über die Symptomvielfalt und Unwissenheit über die Erkrankung stößt. Besonders dann, wenn die Unwissenheit zu Therapieansätzen führt, die den Gesundheitszustand verschlechtern. Und jedes Mal wenn so etwas geschieht, geht auch ein Teil von einem selbst verloren.

Es gibt Ausnahmen. Jene Anlaufstellen, die auf größtmögliche Zugänglichkeit achten. Wo Fachwissen und Menschlichkeit zusammentreffen. Aber sie sind rar und über ihren Kapazitätsgrenzen.

In aller Kürze zusammengefasst: Menschen mit ME/CFS brauchen nicht nur eine medizinische Versorgungssicherheit, sondern zusätzlich (physische & psychosoziale) Sicherheit in der medizinischen Versorgung.

Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der Website des Österreichischen Behindertenrates.


Art Lovers for ME/CFS - Auktion

Das Black Ferk Studio veranstaltete eine Benefiz-Versteigerung rund um den 08. August 2024 (Severe ME Day). In Summe wurden 3616,49€ gesammelt. Auch zwei meiner Bilder durften sich über ein neues Zuhause freuen. Vielen Dank für die großartige Aktion! Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website des Künstler:innenkollektivs.